„Wie Eltern reagieren können, wenn Kinder ausrasten – Begleitung bei Wutanfällen“

Wenn Kinder ausrasten – was dahinter steckt und 4 Tipps, wie du ruhig bleiben kannst

Kategorie(n): Parenting
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Von der Kindererziehung zur Beziehung

Wenn Kinder ausrasten – schreien, weinen, treten oder toben – fühlen sich viele Eltern überfordert. Manchmal entsteht der Impuls, die Situation irgendwie „abzustellen“. Und wenn alles Zureden nicht hilft, greifen Eltern zu Sätzen wie: „Wenn du jetzt nicht aufhörst, gibt es kein Eis.“ Oft gegen die eigene Überzeugung.

In diesem Artikel geht es darum, warum solche Situationen entstehen, was sie in Eltern auslösen und wie man als Erwachsener präsent bleiben kann, ohne Druck oder Angst einzusetzen.


Warum Kinder ausrasten – jenseits von Ungehorsam

Ein Wutanfall ist kein Machtspiel und kein bewusstes Überschreiten von Grenzen. Kinder verlieren in solchen Momenten die Fähigkeit zur Selbstregulation. Das Nervensystem kippt – und das Verhalten ist Ausdruck von Überforderung.

Ein Streit, ein Missgeschick oder Übermüdung kann innerlich so viel auslösen, dass das Kind den Kontakt zu sich verliert. In diesen Momenten braucht es Orientierung und Beziehung, nicht Strafe.


Was in Eltern passiert, wenn ein Kind wütend wird

Starke Gefühle eines Kindes treffen oft auch etwas im Erwachsenen. Viele Eltern spüren:

  • Druck oder Kontrollbedürfnis
  • Unsicherheit oder Hilflosigkeit
  • Scham („Was denken andere?“)
  • Wut oder innere Anspannung

Solche Reaktionen haben oft mit eigenen frühen Erfahrungen zu tun – zum Beispiel nicht laut sein dürfen, Gefühle zurückhalten zu müssen oder Verantwortung für die Stimmungen der Eltern übernommen zu haben.

Wenn ein Kind ausrastet, können diese alten Muster unbewusst aktiviert werden; als ob man wieder in der Situation von damals ist. So reagiert der Körper: Die Stimme verändert sich, die Atmung wird flacher, Spannung steigt, und der Kontakt bricht ab. Kinder nehmen all das wahr – nicht bewusst, aber körperlich.


Was Kinder in solchen Momenten lernen

Wenn Erwachsene in Stress oder Drohung gehen, entsteht bei Kindern oft Angst. Daraus entwickeln sie zwei zentrale innere Botschaften:

„Meine Gefühle sind zu viel.“

Das ursprüngliche Gefühl – ob Wut, Schmerz oder Frustration – wird überlagert. Zurück bleibt die Angst, die Bindung zu verlieren.

„Ich bin verantwortlich für die Stimmung.“

Kinder übernehmen Verantwortung, die nicht zu ihnen gehört.

Langfristig führt das zu Überanpassung, Unsicherheit, Selbstabwertung und Schwierigkeiten, Gefühle zu spüren oder auszudrücken.


Wie du präsent bleiben kannst – vier Schritte

Diese Schritte sind keine Technik, sondern eine innere Haltung, die Orientierung gibt:

1. Die Situation annehmen

Auf Augenhöhe gehen, präsent sein und benennen, was du wahrnimmst:

  • „Du bist gerade richtig wütend.“
  • „Das ist schwer.“
  • „Ich sehe, wie traurig du bist.“

Gesehen werden beruhigt.

2. Die eigene Abwehr verwandeln

Fragen, die helfen können:

  • „Was löst das in mir aus?“
  • „Welche alte Geschichte berührt das?“
  • „Wie komme ich in eine liebevolle, akzeptierende Haltung?“

Kinder spüren sofort, ob sie angenommen sind oder nicht.

3. Präsenz statt viele Worte

Wenn viel Energie im Raum ist, ist Schweigen häufig hilfreicher als Erklärungen. Ein ruhiges „Hmm“ oder einfaches Dableiben wirkt stabilisierend.

4. Selbstfürsorge

Kurz atmen, den Raum verlassen, Unterstützung holen – je nach Situation.

Ein reguliertes Nervensystem ist wichtig, um ein dysreguliertes begleiten zu können.


Nach dem Ausraster – Orientierung für dein Kind

Wenn dein Kind wieder bei sich ist, lohnt es sich, die Situation gemeinsam einzuordnen:

  • wie du es erlebt hast
  • ohne Vorwürfe
  • welche Möglichkeiten es gab
  • was hilfreich gewesen wäre

Kinder brauchen Wiederholung und Zeit – nicht Perfektion.

Du darfst dir Unterstützung holen

Viele Eltern erleben solche Situationen als sehr belastend. Nicht, weil sie Fehler machen, sondern weil Kinder unbewusst alte, oft verletzliche Themen berühren. Genau dort liegen aber auch wichtige Schlüssel für Wachstum:

eigene Gefühle verstehen, alte Muster erkennen, innere Anspannung lösen.

Ein therapeutischer Prozess kann helfen, diese Mechanismen sichtbar zu machen und neue Wege zu finden, in Kontakt zu bleiben – mit dir selbst und mit deinem Kind.

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